Chlorhaltige Stofffasern sollen Infektionen verhindern
Meldung vom 11.10.2000: Langstreckenläufer der University of California in Davis / USA testeten als erste die neu entwickelten Socken. Selbst nach fünftägiger Benutzung von mehreren Stunden am Tag konnten die Sportler keinen Schweißgeruch feststellen. Diese etwas ungewöhnliche Studie, bei der am Ende jedes Trainingstages eine "Schnüffelprobe" anstand, überzeugte die Läufer, da ihre Socken selbst nach mehrtägigem Tragen nur einen leichten Chlorgeruch hatten. Dies ermöglichte ein Verfahren, bei dem den Stofffasern chlorhaltige Moleküle, sogannte Halamine, angeheftet werden, erklärt der Textilchemiker der University of California Gang Sun. Er hat zusammen mit der Auburn University in Alabama die Methode entwickelt. Sein eigentliches Ziel ist allerdings, eine Anwendung in Krankenhäusern. So könnte auf diese Weise hergestellte Krankenhauskleidung eine Infektionskette unterbrechen, indem Bakterien, Pilze und Viren schon auf Kitteln und Handtüchern abgetötet würden. Dr. Jon Rosenberg, Experte für Infektionskrankheiten, hingegen erklärt, dass es bisher noch keinerlei Erkenntnisse dafür gebe, dass die Kleidung des Pflegepersonals eine Rolle bei der Übertragung von Krankheiten spiele. Vielmehr sei der Handkontakt das eigentliche Problem. Von weiteren interessanten Anwendungen spricht Ken Foster, Marketingdirektor der Firma HaloSource in Seattle, die die Herstellungsrechte der neuen Technologie erwarb. Auch außerhalb der Textilindustrie könnten die Halamine eingesetzt werden. Er wies auf spezielle Wandfarbe hin, die in Labors oder Schlachthäuser benutzt werden könnte. Das Aufsprühen der chlorhaltigen Bleiche, die die Bakterien abtötet, würde die Lebensdauer der Farbe verlängern. Auch wenn diese Anwendungen wohl erst in einigen Jahren umgesetzt werden, die geruchsfreie Sportkleidung kann schon in einem Jahr auf den Markt gebracht werden. Dafür spricht auch, dass die Textilindustrie im Herstellungsprozess keine Umbauten vornehmen muss. Das Verfahren zum Aufbringen der Halamine basiert auf dem gleichen Verfahren wie das Aufdrucken von Motiven. Die neue Kleidung muss also nicht teurer sein als herkömmliche. (Quelle: Bild der Wissenschaft 11.10.2000)
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